Friday, February 02, 2007

Glühwürmchen und Maikäfer














Written on January the 30th, 2007, 1.05 am

Dein Bruder hat gestern Morgen Familienzuwachs bekommen, nach den beiden Zwillingen, den Mädels nun einen Sohn. Er soll Oliver heißen und Grant möchte mir in seinem unsagbar großen Glück Fotos von ihm schicken.


Manchmal denke ich noch an Dich - irgendwie bin ich wohl "darüber" hinweg, ich weiß es nicht, im Moment fließen wieder mal Krokodilstränen aus meinen Augen, und es fällt mir schwer, die richtigen Buchstaben auf der Tastatur zu finden. Es wäre für Dich wohl auch was ganz besonderes gewesen das kleine Bündelchen im Arm halten zu dürfen, zu fühlen und zu sehn, wie sich seine kleinen Fingerchen an Deinen Zeigefinger festklammern, ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht, und das Zucken seiner geschlossenen Augen, wenn es träumt - an die Zeit der Glühwürmchen und der Maikäfer.

Es war eine wunderschön laue Mainacht, damals. Ich durfte Deinen Stars-and-Stripes-Windbreaker, der nach Dir roch und auch für mich was ganz was neuartiges war, da ich noch nie zuvor so einen papierartigen Stoff auf meiner Haut, der solche Geräusche, ähnlich einer Fahne im Wind an mein Ohr dringen ließ, zu fühlen bekam. Wir waren mit Schmetterlingsnetzen und Riesengurkengläsern deren Boden sorgfältig mit Gras und Gänseblümchen ausgelegt war ausgezogen, um die Nacht zu nutzen und ein paar Maikäfer und Glühwürmchen zu fangen, sie zu beobachten, wie womöglich die Glühwürmchen - durch ihre vereinte Leuchtkraft - ein ganzes Gurkenglas zum erstrahlen bringen könnten. Die Maikäfer uns leicht auf der Haut beim Grabbeln piecksten und kitzelten, als würden sie auf dieser festkleben. Die einzige Melodie, die in dieser Nacht unser ausgelassenes Lachen begleitete, war der Gesang der Grillen von Nah und fern in der taufeuchten Wiese. Deren Grashalme sich bei meiner - stets die Glühwürmchen im Auge und Dein sanftes Gelächter im Ohr habenden - Jagd durch die Nacht, den Weg durch die leichten Sandalen fanden und sich um meine Zehen wickelten, als würden sie mich zurück halten wollen.
Und ich wußte damals sowas von sicher, dass ich Dich von ganzem Herzen liebe, so, wie ein kleines Mädchen ihren Cousin nur lieben konnte.

Die Zukunftspläne, die wir schmiedeten sahen mich schon als Tellerwäscherin bei Burgerkings oder Mc. Donalds - oder ja, bei Footlocker einen Gelegenheitsjob lang verweilen, um das nötige Geld aufzubringen, die riesengrosse, bunte "Welt" zu sehen.
Dann bist Du gegangen. Ich fiel aus allen Wolken, als ich hörte, dass eine Überdosis schlecht gestreckten Kokas Dich mir entrissen haben sollte. Mit Dir gingen auch die Glühwürmchen aus meinem Leben und es wurde ziemlich dunkel und finster. Ich hab´ seither keine mehr fliegen sehen. Die unzähligen Maikäfer haben sich mittlerweile auch in eine geringe Anzahl Junikäfer gewandelt.
Aber, es soll sie noch geben, die Glühwürmchen! Christi hatte im Sommer, als ich ihr von ihnen und Dir erzählte, gesagt, dass sie zwar nicht viele, aber doch welche gesehn hätte. "Ach ja ? Es gibt sie also noch?" - vielleicht werde ich mich nächsten Sommer wieder mal auf in die Nacht machen, um diese sehen zu können. Werd´ Dich in meinem Herzen getragen mitnehmen und Dein Lachen in meinen Ohren hören...

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